Herbsttagung 2023 – warum wir correctiv zu Gast hatten …
Mit dem Thema „Lösungen für die Zukunft – Nachhaltige Geldanlage und die Transformation der Gesellschaft“ hatten wir vom 16. bis 17.Oktober 2023 zu unserer Herbsttagung eingeladen und David Schraven von correctiv gebeten, den Impuls-Vortrag zu halten.
Für uns ist schon lange klar, dass sich die Gesellschaft zukunftsgerecht und enkeltauglich transformieren muss – und dafür auch der Umgang mit Geld und Investments sich entwickeln muss. Aber es gibt auch Stimmen, die ganz anders sprechen …
Wer die Klimakrise und die menschliche Verantwortung hierbei leugnet, braucht sich nicht um Änderungen bemühen, hält vielmehr an Altem fest.
Bereits im September 2020 forderte die AfD-Bundestagsfraktion mit einem Antrag die Bundesregierung auf „1. jegliche Möglichkeit zu nutzen, Sustainable Finance zu stoppen; 2. den deutschen Behörden die Anwendung der drei Sustainable-Finance-Verordnungen zu untersagen;“ (Bundestag, Drucksache 19/22516) Begründung: Sustainable Finance strebe eine Lenkung der Kapitalflüsse in politisch vorgegebene Investitionen an.
Die Partei meint ja auch: „Das Klima wandelt sich, solange die Erde existiert. Die Klimaschutzpolitik beruht auf hypothetischen Klima-Modellen, basierend auf computergestützten Simulationen des IPCC (‚Weltklimarat’). Kohlendioxid (CO2) ist kein Schadstoff, sondern ein unverzichtbarer Bestandteil allen Lebens.“ (AfD-Grundsatzprogramm)
Noch eine „Kostprobe“: Steffen Kotré, der energiepolitische Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion, sagt, Atomenergie sei „die preiswerteste Energieform“, die „instabilen Erneuerbaren“ dagegen deutlich teurer, weil diese „immer noch subventioniert werden“ müssten. Und weiter: „Wie hoch ist der Einfluss von CO2? Mir ist das nicht klar. Das geht auch aus den Veröffentlichungen nicht hervor.“ (ZDF „Markus Lanz“, 26.05.2023)
Die sogenannten sozialen Netzwerke sind übervoll mit entsprechenden „Nachrichten“, es wird vor keiner Verleumdung und vor keinen Falschbehauptungen zurückgeschreckt, um einen Status Quo zu erhalten bzw. bestimmte Ziele zu erreichen.
So verfolgte z. B. auch das rechtspopulistische US-Portal „Breitbart“ vor allem das Ziel, die Präsidentschaft von Donald Trump zu sichern und verbreitete dafür weltweit Falschmeldungen und Verschwörungstheorien. Auch anhand dieses Beispiels gab uns David Schraven von Correctiv einen Überblick über die Mechanismen und Wirkungsweisen von Fake News und dem Aufbau eines regelrechten „Beeinflussungsapparates“, um interessegeleitet die öffentliche Meinung zu manipulieren (sehr empfehlenswert hierbei der Essay von David Schraven: https://correctiv.org/fakenews/?lang=de).
Dass es hier nicht nur um Macht, sondern auch handfeste wirtschaftliche Interessen geht, ist beispielsweise an dem Einfluss der fossilen Industrie bei den Anti-ESG-Kampagnen in den USA zu beobachten.
Dezember 2023: „US-Bundesstaat verklagt Blackrock wegen ESG-Ansatz. Der weltgrößte Vermögensverwalter sieht sich Vorwürfen ausgesetzt, er engagiere sich zu sehr bei Nachhaltigkeit. Der Generalstaatsanwalt von Tennessee hat nun eine Klage gegen den Fondsriesen eingereicht. Angeblich wegen Verstößen gegen den Verbraucherschutz.“ (Fondsprofessionell 20.12.23)
Laut Andy Barr, republikanischer Abgeordneter aus Kentucky ist „ESG ein Krebsgeschwür in unseren Kapitalmärkten“ (Table.Media 19.07.23)
Bei den hohen Umfragewerten und den zu befürchtenden Wahlerfolgen der AfD müssen wir uns nicht nur wappnen gegen einen fortdauernden Rechtsdrall der Gesellschaft, sondern uns auch auf Gegenwind einstellen hinsichtlich unseres Anliegens, mit Investments einen zukunftsorientierten Beitrag zu leisten.
Marcus Brenken