Frühjahrstagung von ökofinanz-21: Inspirierende Klausur im Kloster

„Das Klima verändern.“ Unter diesem Motto trafen sich Ende März Finanzberater*innen zur Frühjahrstagung des Beraternetzwerks ökofinanz-21 in Fulda. Im Gästehaus des Franziskaner-Klosters auf dem Frauenberg ging es um eine Standortbestimmung in Zeiten des doppelten Klimawandels.

Thomas Grimm, stellvertretender Vorsitzender von ö21, konnte diesmal 35 Mitglieder und Freunde des Beraternetzwerks begrüßen. Wie schon vorher sei die Tagung mit der Bahn erreichbar; sie werde ferner klimaneutral gestellt, durch eine Zahlung an das „Zukunftswerk“. Grimm beschrieb die Herausforderungen des doppelten Klimawandels: Zum Einen bedrohe die globale Erwärmung das Leben auf diesem Planeten; andererseits erleben wir eine Zunahme an Hass und Gewalt, was den Zusammenhalt der Gesellschaften gefährde.

Bei allen Bedrohungen sei aber ein Umdenken und Umsteuern zu erkennen, meinte der Vorsitzende Ingo Scheulen in seinem Eingangsreferat. Man müsse sich die Dramatik der vielfachen Klimaveränderungen bewusst machen. Wenn Nachhaltigkeit umfassend verstanden werde, wenn also Kriterien in Bezug auf Umwelt, Gesellschaft und verantwortliche Unternehmens- und Staatsführung konsistent beachtet würden, dann gebe es eine lebenswerte Zukunft. Dies werde anscheinend von immer mehr Akteuren in Wirtschaft und Gesellschaft erkannt. Beispielhaft sei die wachsende Bewegung für ein Divestment aus der fossilen Ökonomie. Die 2015 erzielte Einigung der Vereinten Nationen auf 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals) sei eine Verpflichtung für alle.

Gastreferent war Alexander El Alaoui, Projektentwickler für einen nachhaltigen Investmentfonds und zuvor Berater bei GermanWatch und Brot für die Welt. Er ging in Sachen Klimawandel in die Tiefe. Er beschrieb die Zusammenhänge, die mit der menschengemachten Aufheizung des Globus einhergehen. Die internationalen Vereinbarungen des Pariser Klimagipfels seien ein wichtiges Zeichen, dass der Ernst der Lage erkannt ist. Solange aber die ehrgeizigen Ziele in den Ländern nicht umgesetzt würden, sei noch keine Wende spürbar. Die Bundesrepublik stoße inzwischen wieder mehr CO2 in die Atmosphäre. Selbst wenn die nationalen Klimapläne realisiert würden, sei eine Globalerwärmung um mindestens 3 Grad (statt der angestrebten maximalen 2 Grad) nicht mehr zu vermeiden. Die Folgen würden nicht nur teurer, kaum wirklich abzuschätzen, geschweige denn zu beherrschen.

Zwei Projekte wurden am zweiten Tag der Tagung vorgestellt. Marcus Reichenberg berichtete über den Stand der Dinge bei der Greensurance-Stiftung und deren Bildungsprogramm für ESG-Berater. Dr. Marie-Luise Meinhold ist seit Längerem beharrlich dabei, eine „grüne“ Sachversicherung aufzubauen. Das Start-up-Projekt ver.de sucht weitere Unterstützer im Rahmen einer Genossenschaft. Ziel ist es, im Segment der privaten Risikovorsorge eine Alternative aufzubauen, die faire Lösungen mit einer nachhaltigen Geldanlage der Versicherungsbeiträge verbindet.In mehreren Arbeitsgruppen diskutierten die Teilnehmer*innen über strategische und praktische Fragen. Dabei ging es um die Weiterentwicklung von ökofinanz-21 zur Marke, inhaltlich und organisatorisch. Die Vernetzung mit anderen Akteuren in der Nachhaltigkeitsszene steht dabei oben auf der Agenda. Die inhaltliche und finanzielle Unterstützung durch derzeit sieben Förderer ist dabei eine große Hilfe. Bis zur Herbsttagung am 21./22.09.2017 in Würzburg werden „handfeste Ergebnisse“ erwartet.