Wo aber Gefahr ist …

Anmerkungen zur Großen Krise:

„Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch.“ (Friedrich Hölderin)

Die angekündigte Krise kommt näher. Anscheinend unaufhaltsam, allen Rettungspaketen und Konjunkturprogrammen zum Trotz. Vor wenigen Monaten noch wurde darum gefeilscht, ob das Kindergeld um 10 Euro im Monat erhöht werden soll.

Viele Städte und Gemeinden hatten all die Jahre kein Geld, um zum Beispiel ihre Schulen zu sanieren. Jetzt geht es plötzlich? Wenn wir schon über 1.600 Milliarden Euro Altschulden haben, kommt es wohl auf ein paar Hundert Milliarden mehr oder weniger auch nicht an. Für „notleidende“ Bankhäuser und Autofabriken.

Die Schuldenfalle

Woher kommt plötzlich das viele Geld? Na klar, es muss geborgt werden. Von wem? Von den armen Banken. So bekommen sie neue Einnahmen aus Zinsen. Vom Staat. Also von uns. Denen geht es dann wieder gut. Uns nicht.
Schulden müssen zurück gezahlt werden. Irgendwann. Gilt das eigentlich noch? Können diese Schulden, inzwischen mehr als 26.000 Euro pro Einwohner, überhaupt jemals getilgt werden?

Für 2011, möglicherweise schon eher wird eine galoppierende Inflation vorhergesagt. Dies nährt die Angst, eines Tages werde es den Großen Schnitt beim Geld geben, so ähnlich wie 1923 und 1948, oder wie 2002 in Argentinien: alles zurück auf Anfang. Andere Auguren fürchten dagegen eine langanhaltende Deflation wie in Japan nach 1990.
Ein Witzbold hat mal gesagt, mit Prognosen solle man sehr vorsichtig sein, besonders wenn es um die Zukunft gehe. Inzwischen verzichten viele „Experten“ auf Vorhersagen, nachdem sie mehrmals schwer daneben lagen – so das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) oder die Allianz.

Das Kartenhaus bricht zusammen

Welche Kettenreaktionen der Zusammenbruch des US-Immobilienmarktes Anfang 2007 auslösen würde, hat niemand geahnt. Am 15. September 2008 kollabierte das Bankhaus Lehman Brothers, was eine Lawine auslöste. Täglich kommen neue Meldungen über die Zahlungsunfähigkeit von Banken, Unternehmen und sogar Staaten herein. Solide Firmen (zum Beispiel aus der Solarbranche) werden mit in den Abwärtsstrudel der Börsen gerissen. Auch der erfolgreiche US-Investmentmilliardär Warren Buffet sieht vorerst keine Wende zum Besseren. Weltweit wurden bislang 3,5 Billionen Euro für Konjunkturprogramme aufgelegt. Ob dies reicht und ob sie wirklich nachhaltig wirken, ist fraglich. Die Stimmung ist grundlegend verdorben.

„Guter Rat ist teuer“

So heißt es. Es ist nicht leicht, in diesen Zeiten die Ruhe zu bewahren und die richtigen Ratschläge zu geben. Was ist zu tun, wenn man seine Ersparnisse in Aktienfonds oder Fondspolicen angelegt hat? Ein Ausstieg macht den niedrigen Buchwert real. Wer einen langen Atem hat, sollte diese Krise aushalten und durchhalten. Vorausgesetzt, man ist in Titel investiert, die tatsächlich Werte darstellen und in Zukunft die Nase vorn haben. Das sind sicherlich nicht die Aktien von Autoherstellern und großen Banken.

In dieser größten Krise seit 80 Jahren werden die Weichen neu gestellt. Ein Indianersprichwort lautet:

„Wenn du merkst, dass du ein totes Pferd reitest, steig ab.“

Ob die Einsicht groß genug ist und ob die wichtigen Akteure in Politik und Wirtschaft entschlossen genug sind, den Kurswechsel für eine nachhaltige Entwicklung zu vollziehen, wissen wir heute noch nicht. Die Abwrackprämie nährt gewisse Zweifel.

Immerhin werden Fragen nach neuen Regeln und Kontrolle diskutiert, die vor einem Jahr noch nicht einmal auf die Tagesordnung gekommen wären. Der Glaube an die sogenannten Selbstheilungskräfte des Marktes ist selbst den früheren Verfechtern dieses Aberglaubens abhanden gekommen. Und das ist gut so.

Das Casino schließen !

Wir dürfen ein System nicht mehr zulassen, dass es Zockern erlaubt, mit dem Geld anderer Leute undurchsichtige Deals zu machen. Das Casino muss geschlossen werden – rien ne va plus, jamais plus. Auch die Finanzmärkte brauchen klare Regeln, Transparenz und Kontrolle.

Wir von ökofinanz-21 haben immer schon nach den wirklichen Werten einer Anlage gefragt. Wir empfehlen solche Anlagen, die einen Sinn für Mensch und Umwelt machen. Natürlich sollen sie auch einen ordentlichen Ertrag bringen.
Machen wir uns nichts vor: Kurzfristig wird mit börsennotierten Papieren das Ziel einer stabilen anständigen Rendite in einem turbulenten Umfeld nur schwer zu erreichen sein. Jetzt ist die Zeit, die Zusammensetzung und das Management der Fonds genauer unter die Lupe zu nehmen, damit Sie für die Zukunft gut aufgestellt sind.

Gern würden wir Ihnen sagen, wann es wieder besser wird und welche Anlage absolut sicher ist. Das können auch wir nicht. Nichts ist sicher. Oder hätten Sie geglaubt, dass deutsche Landesbanken zahlungsunfähig werden können oder dass GM und Opel die Pleite droht?

Geld ist kein Wert an sich. Nehmen wir diese Krise als Chance. Denken wir neu über Werte nach.

In diesem Sinne grüßt Sie

Ingo Scheulen (Vorsitzender von ökofinanz-21)