„Wer soll das bezahlen? Wer hat so viel Geld?“
Wir laufen gerade in die größte Wirtschaftskrise hinein. Das Virus SARS-CoV-2 ist der Auslöser, aber nicht die alleinige Ursache. Das wird in den nächsten Monaten und Jahren auf- und abzuarbeiten sein. Wir sind erst am Anfang.
Fest steht aber schon jetzt: Die Wirtschaftsleistung geht weltweit drastisch zurück. In den Industriestaaten Europas und in den USA wahrscheinlich am stärksten. Bisher gibt es nur Schätzungen.
Eine Konsolidierung ist noch nicht lange in Sicht. Die Unsicherheiten bleiben vorerst.
Ein großer Teil der Finanzwirtschaft, speziell die Akteure an den Börsen scheinen den Ernst der Lage noch nicht zu sehen. Nach dem Schock Ende Februar bis Mitte März gab es Panikverkäufe und Kurseinbrüche bei Standardaktien um 40%. Wenige Tage später ging die Jagd nach Schnäppchen wieder weiter, sodass die Kurse wieder etwas aufholten. Es ist zwar richtig, dass niedrige Kurse ein guter Zeitpunkt zum Kauf sind. Aber das weiß man sowieso erst immer nachher. Man sollte jedenfalls nicht auf Papiere setzen von Unternehmen, die vermutlich am Ende zu den Losern gehören.
Einige Branchen werden auf sehr lange Zeit und womöglich dauerhaft zurückgeschnitten, z.B. die Reise- und Luftfahrtbranche. Andere schwer getroffene Industrien wie die Automobilindustrie müssen radikal schrumpfen und sich neu, zukunftsfähig neu aufbauen.
Die Nothilfeprogramme von Staaten und Notenbanken haben gigantische Geldmengen mobilisiert, damit es nicht zum flächendeckenden Kollaps kommt. Viele der Maßnahmen sind zeitlich begrenzt. Das Kurzarbeitergeld für rund 50 Millionen in den EU-Ländern und der Schweiz hilft nicht dauerhaft. Es sichert zudem für viele kein auskömmliches Einkommen. Dasselbe gilt für Sofortprograme für kleine Selbstständige.
Wir müssen uns auf harte Schnitte einstellen. Auf ein Niveau, das niedriger ist als wir es gewohnt waren. Der Neustart muss einer zukunftsfähigeren, ökologischeren und sozial gerechteren Strategie folgen. Corona hat uns die Verletzlichkeiten durch unvorhergesehene Ereignisse hart vor Augen geführt. Viele Wirtschaftszweige und auch die internationalen Beziehungen sind offenkundig nicht resilient, widerstandsfähig aufgestellt.
Die nötige Neuordnung erfordert große Anstrengungen und viel Geld. Bislang gehen einige Schätzungen von ca. 1 Billionen Euro allein für Deutschland aus. Geld ist vorhanden, leider oft nicht am richtigen Ort und in den richtigen Händen. Darüber hinaus werden neue Schuldenberge aufgehäuft.
Es ist ein naiver Irrglaube, dass diese Schulden in wenigen Jahren durch ein neues Wirtschaftswachstum abgetragen werden. Man muss sich ehrlich machen: Diese Krise bedeutet eine Schuldenlast für eine ganze Generation. Und wenn wir die jetzigen Herausforderungen nicht zusammen mit der Klimakrise bewältigen, werden die sozialen und wirtschaftlichen Gesamtkosten unbezahlbar.
All dies muss heute schon mit bedacht und beraten werden.