Sustainability Congress 2009

5. Sustainability Congress in Bonn:

Aufbruchstimmung trotz Krise

Auf dem diesjährigen Szene-Treff rund um das „Grüne Geld“ war von Krisenstimmung wenig zu spüren. Zum 5. Mal trafen sich Anfang Mai rund 500 Finanzdienstleister im ehemaligen Bundestag, um die Perspektiven für einen anderen Umgang mit Geld zu debattieren.

Der Tagungsort selbst ist ein Symbol für Neuanfang: Nach dem Bonn-Berlin-Beschluss zur Verlegung der Hauptstadt währte die Trauer im Bonner Provisorium nur kurz. Allein die gegenwärtige Bautätigkeit in der Stadt am Rhein ist Ausweis für den Aufbruch in eine neue Zukunft. Es ist gelungen, internationale Institutionen an den Rhein zu holen. Der frühere Bundestag trägt jetzt den ambitionierten Namen „World Conference Center“. Während anderswo die Immobilienbranche klagt, muss man in Bonn Geduld und Geld haben, um eine gute Wohnung zu finden.

Die meisten ReferentInnen machten die Vernachlässigung ethischer Grundsätze im Finanzsektor und mangelnde Nachhaltigkeit in der Ökonomie verantwortlich für die gegenwärtige Finanz- und Wirtschaftskrise. Diejenigen, die auf die Herausforderungen für die Zukunft eingehen und Antworten bieten, werden auch ökonomisch erfolgreicher sein. Diese Überzeugung wurde allenthalben geäußert, obwohl auch nicht selten Skepsis zu hören war, ob denn nach dem Tal der Tränen nicht doch wieder das „business as usual“ die Oberhand bekommt.

Im Unterschied zu den Treffen vergangener Jahre war jedoch mehr Leidenschaft in den Debatten zu spüren. Uns ist besonders das eindringliche Plädoyer von Michael Müller (Staatssekretär im Bundesumweltministerium) auf der abschließenden Podiumsdiskussion in Erinnerung geblieben. Es handelt sich eben nicht um einen akademische Diskurs, sondern um Überlebensfragen für die Menschheit – nicht weniger. Wie immer trifft es die Armen dieser Welt zuerst und am härtesten, was er an Beispiel aus Afrika vor Augen führte. Aber auch auf unsere Wohlstandsgesellschaft kommen Verwerfungen zu, wenn wir aus dieser Krise nicht die richtigen Lehren ziehen.

Mit nur „ein bisschen“ Grünem Geld wird das nicht gehen. Es erfordert mehr. Nicht irgendwann, sondern sehr sehr bald!

Ingo Scheulen