ökofinanz-21: 15 Jahre erfolgreicher Netzwerkaufbau

„Wir sind dran. Und wir bleiben dran.“ Mit diesen Worten bilanzierte Gründer Ingo Scheulen die Geschichte des Beraternetzwerks. Über 60 Gäste waren der Einladung gefolgt, um anlässlich des 15-Jährigen Bestehens von ökofinanz-21 sich über das bisher Erreichte zu freuen, Resümee zu ziehen und weitere Ziele zu definieren. Außer freien Berater*innen hatten sich engagierte Expert*innen aus der Finanzwelt am 20. September in der „Neuen Mälzerei“ in Berlin-Friedrichshain getroffen.

Deutlich wurde in allen Redebeiträgen und beim Podiumsgespräch, dass die Chancen für eine Finanzwende deutlich gestiegen sind. Es komme nun darauf an, die vielen Akteure und Aktivitäten zu bündeln, damit die Finanzströme wirksam und in jeder Hinsicht nachhaltig umgelenkt werden. Es ist viel zu tun. Aber es geht voran. Diesen Eindruck nahmen die Gäste der Tagung mit.

10 Jahre nach dem Beinahe-Kollaps des globalen Finanzsystems in Folge der Pleite der Investmentbank Lehman Brothers konstatierten alle Redner und Diskutanten einen Aufbruch für eine zukunftsfähige Neuordnung der Finanzwirtschaft. Es komme nun darauf an, dass diese „Entdeckung der Nachhaltigkeit“ sich nicht in Lippenbekenntnissen erschöpfe, sondern gehandelt werde. Dass dieser Prozess nicht einfach sei und einen langen Atem erfordere, wurde in den Beiträgen der Gastrednerinnen und der Expert*innen des Podiumsgesprächs deutlich.

Thomas Grimm stellte zu Beginn den neu gewählten Vorstand vor. (> Artikel) Der wiedergewählte Vorsitzende Ingo Scheulen skizzierte die Geschichte von ökofinanz-21 seit 2003. Aus einem kleinen Kreis zum Erfahrungsaustausch über ethisch-ökologische Alterativen zum herkömmlichen Marktangebot entstand das Netzwerk mit fast 50 engagierten Finanzberater*innen. Der Name „ökofinanz-21“ sollte von Beginn an ausdrücken, dass man sich den Zielen der Vereinten Nationen für eine nachhaltige Entwicklung verpflichtet sieht. Inzwischen unterstützen 10 Unternehmen aus dem Bereich nachhaltiger Geldanlagen das Netzwerk mit Förderbeiträgen, wofür besonders man sich besonders bedanke.

Kathrin Petz von urgewald berichtete von der mühsamen Arbeit der Nichtregierungsorganisation für den Ausstieg aus dem fossilen Zeitalter der Kohleverbrennung. Trotz des Pariser Klimaschutzabkommens von 2015 werden weltweit 1.400 Kohlekraftwerke mit rund 600 Gigawatt Leistung geplant und gebaut (>https://coalexit.org/). In Deutschland zeigt sich die Widersprüchlichkeit beispielhaft am aktuellen Kampf um die Abholzung des Hambacher Forsts, damit RWE auch weiterhin Braunkohle abbauen und verfeuern kann. Die Zusagen des Kohle-Divestments durch den Norwegischen Pensionsfonds (den weltweit größten Staatsfonds), der Allianz, des AXA-Konzerns und immer mehr Pensionskassen sind ein klare positive Signale. Die bisherigen Schritte zur Umsetzung bleiben aber noch weit hinter den hohen Erwartungen zurück, wie Kathrin Petz anhand von Zahlen deutlich machte. Um die Klimaschutzziele erreichen zu können, müsse aber sehr viel mehr getan werden.

Die Journalistin und Autorin Susanne Bergius sprach über die Rolle der Medien in Bezug auf eine Wende zu einer nachhaltigen Ökonomie. Man müsse wegkommen davon, Nachhaltigkeit als ein besonderes Thema zu behandeln. Die großen Aufgaben unserer Zeit hängen untrennbar damit zusammen, welche Wirkung Entscheidungen von Unternehmen, Politik und Gesellschaft auf unsere Zukunft haben. Der menschengemachte Klimawandel ist dabei nur eine, wenn auch wohl die wichtigste Herausforderung. Hier haben alle Medien eine Verantwortung, die sie bisher kaum annehmen. Wie auch sonst fehle es an Bildung, um kontinuierliche komplexe Sachverhalte zu erklären und nicht nur kurzfristig Schlagzeilen zu produzieren. In dem von Susanne Bergius initiierten „Netzwerk Weitblick“ engagieren sich Journalist*innen für mehr Kompetenz in der Medienlandschaft, so wie es auch das Recherchenetzwerk „correctiv“ tut.

„Finanzströme umlenken. Was zu tun ist.“ Dazu schloss sich ein Podiumsgespräch mit sechs Fachleuten an. Mehr dazu im gesonderten Artikel.

Vor dem offenen „Feier-Abend“ würdigten die Partner von ökofinanz-21 in kurzen Beiträgen das Engagement des Beraterverbands. Im Namen des „Forum Nachhaltige Geldanlagen“ stellte Volker Weber heraus, dass durch ökofinanz-21 die Entwicklung der FNG-Nachhaltigkeitsprofile für Fonds auf den Weg gebracht worden war.

Fazit: Das Motto der Tagung passte: Wir sind dran.