Nebenbei: Kleine GroKo droht mit Entzug der Geschäftsgrundlage für freie Finanzberater*innen

Die Absicht der Großen Koalition in Bezug auf Finanzberatung wurde eher unauffällig en passant in den Koalitionsvertrag eingespeist: Unter der Überschrift „Verbraucherschutz“ heißt es in Abschnitt X, Punkt 5: „Wir werden zur Herstellung einer einheitlichen und qualitativ hochwertigen Finanzaufsicht die Aufsicht über die freien Finanzanlagenvermittler*innen schrittweise auf die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht übertragen.“

Die meisten Fachleute wie Norman Wirth (Rechtsanwalt und Vorstand des AfW-Verbands) weisen darauf hin, dass eine Umsetzung über die BAFin nicht sinnvoll und kaum möglich ist – auf jeden Fall ist sie nicht schnell machbar. Auch hören wir, dass die Maklerplattformen Lösungen für die 34f-Vermittler anbieten wollen. Das beruhigt zwar ein wenig, aber nur vorläufig.

Im Kern geht es darum, dass unter dem Deckmantel des Verbraucherschutzes die freie Beratung eingeschränkt und de facto verboten wird. Denn die Zulassungsbedingungen und Prüfauflagen sind für kleine Büros und Einzelmakler wirtschaftlich nicht zu erfüllen. Betroffen ist die Mehrzahl der 37.432 Finanzanlagenvermittler*innen, die nach 34f registriert sind. Es zwingt die meisten, sich unter ein Haftungsdach zu begeben, oder die freie, ungebundene Finanzberatung aufzugeben.

Cui bono? Wem nützt das? Am Ende gewinnen nicht die Verbraucher*innen, sondern die großen Player am Markt – was wir leider schon aus anderen Wirtschaftsbereichen kennen. Bevor es soweit kommt, gilt es, das NEIN dagegen zu organisieren.

Ökofinanz-21 versteht sich als Lobby für Nachhaltigkeit in der Finanzberatung. Unsere Mitglieder sind nicht ohne Grund als selbstständige Berater*innen und Vermittler*innen tätig, weil die Banken und großen Vertriebe „unsere“ Themen gar nicht oder nicht glaubwürdig spielen.

Eine anlegergerechte Beratung, die die Wertvorstellungen der Kund*innen und die ESG-Kriterien der Finanzprodukte implementiert, gibt bis jetzt (leider) nur bei den „Kleinen“ zu finden. Deshalb haben wir bei ökofinanz-21 ein doppeltes Interesse daran, dass die Existenzgrundlagen der freien Finanzberatung und -vermittlung nicht untergraben werden.

21.02.2017 Ingo Scheulen