Frühjahrstagung von ökofinanz-21 e.V.

Die Frühjahrstagung von ökofinanz-21 stand unter der Leitfrage „Wohin mit dem lieben Geld?“ Im Wälderhaus (Hamburg-Wilhelmsburg) diskutierten die 25 Teilnehmer*innen mit Experten, was nachhaltige Beratung im Jahre 6 nach Lehman Brothers beinhaltet.

„Nachhaltige Beratung muss heute mehr sein als ‚öko‘,“ so die Aussage von Ingo Scheulen, der die Teilnehmer*innen für den Vorstand begrüßte. Nachhaltige Finanzberatung bedeute mehr als die bloße Produktbetrachtung. Die Finanzmärkte führten immer mehr ein Eigenleben, das aber Rückkoppelungen auf Wirtschaft, Politik und letztlich den Alltag habe. Beratern mit dem Anspruch, ethisch verantwortlich zu beraten und zu vermitteln, komme auch eine wichtige gesellschaftspolitische Aufgabe zu. Sich hierüber auszutauschen und mit erhöhten Anforderungen durch neue Regulierungsvorschriften gerecht zu werden, sei die Aufgabe, der sich ökofinanz-21 stelle.

Den Blick von außen öffnete die Wirtschaftsjournalistin und Buchautorin Ulrike Herrmann. Sie beleuchtete die aktuellen Schlagzeilen zur Finanzkrise, den Deflationsängsten, den Sorgen um den Euro und einem befürchteten Systemkollaps. Die allenthalben geäußerte Kritik an der Geldpolitik der EZB teilt sie nicht, weil sie mit ihren Mitteln die Finanzmärkte stabilisieren könne. Eine grundlegende Lösung habe im auseinanderdriftenden Europa derzeit niemand in der Hand. Wie die Beispiele Griechenland, Spanien, Irland oder auch Island zeigen, ist Europa ein höchst heterogenes Gebilde. Widerstreitende Interessen behindern dadurch notwendige Anpassungsprozesse und Entwicklungschancen.

Mittel- und langfristig werde nach ihrer Auffassung nicht nur die Bankenlandschaft umkrempelt. Auch das Berufsbild des Finanzberaters werde sich ändern, weg von der Vermittlung von Finanzprodukten hin zur dauerhaften Beratung mit einer anderen Vergütung.

Sabine Pex, Finanzberaterin aus München, berichtete über den Stand des Projekts „Nachhaltigkeits-Label“ für Investmentfonds. Sabine Pex leitet beim Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) die Arbeitsgruppe, in der ein qualifizierter Prozess zur Prüfung von Mindestkriterien in Sachen Nachhaltigkeit auf den Weg gebracht wird. Inzwischen ist mit Novethic (Paris) eine kompetente Ratingagentur beauftragt, im Lauf dieses Jahres ein Gütesiegel auf den Markt zu bringen. Damit sollen Finanzprodukte transparent und glaubwürdig auf Kernpunkte des nachhaltigen Investments abgeklopft werden. Ziel sei es, a) die Wertedebatte bei der Geldanlage auf eine neue Stufe zu heben und b) nachhaltig ausgerichteten Geldanlagen aus der Nische zu helfen.

Anstoß dazu gegeben hatte die Arbeitsgruppe, die vor 5 Jahren von ökofinanz-21 im FNG initiiert worden war. Dort war eine Matrix zur Sortierung nachhaltiger Investmentfonds entwickelt worden, über die bislang 118 Fonds mit einem Nachhaltigkeitsprofil erfasst sind.

Am Ende des ersten Tages wurden beispielhaft zwei unterschiedliche Direktinvestments im Bereich Neue Energien vorgestellt: zum einen die KG-Beteiligung am Windpark Hohenzellig von der Lacuna AG, zum anderen die Festzinsanleihe Kraftwerkspark II von Green City Energy.

Am zweiten Tag wurden in einem moderierten Workshop die Potenziale im Netzwerk ökofinanz-21 ergründet und eine Agenda für die nächsten Aufgaben erarbeitet.

Die Herbsttagung von ö21 wird am 24. bis 25.09. 2015 stattfinden. Der Ort und der genaue Ablauf werden frühzeitig bekannt gegeben.